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Welche Spuren hinterließen die Gülpens in Deutschland?
Dann zünden wir uns eine gute Zigarre an und bleiben erst mal in Köln.


Ziel ist der Köln-Mülheimer Hafen. Ins Auge fällt die besonders hohe Fußgängerbrücke. Wer vom Rheinpark in Deutz seine Wanderung verlängert hatte, sieht sich irgendwann von “Rhein links” und “Hafen Mülheim rechts” von Wasser umzingelt und ist froh, am Ende der Halbinsel über diese Brücke wieder auf Festland zu stoßen. Der "Katzenbuckel" wurde für die Bundesgartenschau 1957 gebaut. Während man von hier aus in früheren Jahren die Kelly-Family auf ihrem Hausboot beobachten konnte, war das Ufer einige Jahren WDR-Drehort der Dauerserie “Die Anrheiner”. Das Foto oben ist bereits Vergangenheit! Denn jetzt findet man dort neue Wohnhäuser und eine Grünanlage. Auf dem Foto unten mit dem Dom sehen wir die ankernden Schiffe im Mülheimer Hafen und links einen Teil der alten Industrieanlagen. Manchmal dreht das ZDF seine Sendung "Bares für Rares" im Harbour-Club ab. Und früher?

Wir sind nämlich auf ganz anderer Spurensuche! Denn nur wenige Meter von hier entfernt stand eine große Fabrik. Ende des 19. Jahrhunderts: Die noch nicht ganz so große Stadt Köln war nach wie vor eifersüchtig auf die Städte im Umfeld. Nach dem Stapelrecht im Mittelalter versuchte das inzwischen französische Köln nun, unter anderem die Mülheimer mit hohen Zollgebühren davon abzubringen, in der Domstadt gute Geschäfte zu machen. Matthias Heyder sah nun seine Chance und baute - wie einige andere auch - eine Fabrik zur Verarbeitung von Kau- und Schnupftabak und auch Zigarren.

Bald übernahm Maximilian Hubert van Gülpen die riesige, vierstöckige Fabrik (Abb. rechts) und meldete 1890 ein Patent für die Verbesserung der Zigarrenfabrikation an. Mein Vater hatte mir von der mühsamen Herstellung berichtet: Eine maschinelle Unterstützung der Handarbeit war angesagt. Fünf Jahre später trug die Fabrik in der Wallstraße jetzt auch van Gülpens Namen. Die rechtsrheinische Stadt war ja noch nicht nach Köln eingemeindet, ja: Mülheim besaß eine Stadtmauer - und eine Wallstreet, pardon, Wallstraße.

Inzwischen begann ein Umdenkprozeß der Kölner, denn das damalige “Outsourcing” mußte gestoppt werden - und auch die Tabakfabriken in Mülheim hatten irgendwann kaum noch ihre Berechtigung. Ein Luftbild von Mülheim der Vorkriegszeit zeigt südlich der Mülheimer Brücke zwar noch ein großes Fabrikenviertel. Wenn man von einer Kölner Kriegszerstörung von 80 Prozent spricht, müssen es aber in dieser Industriegegend eigentlich mehr als 80 Prozent gewesen sein: Nahezu nichts ist übrig - natürlich auch keine Spur mehr von der Tabakfabrik van Gülpen (Foto links und unten: Tabaktöpfe). Posthum noch herzlichen Dank an Dieter Schadowski+ für die angenehme Zusammenarbeit!

Während ich vor Jahren nur der Überzeugung war, dass auch die Tabakfabrik in die Familiengeschichte der "Reinhart-van Gülpen's" gehören muss, aber ich nicht mehr weiter forschte, liess mich jetzt im März 2021 ein Leser Einblick in alte Dokumente gewähren, die dies bestätigen. - Etwas weiter unten folgt dann also die bekannte Fortsetzung der Familiengeschichte Lensing, Reinhart und van Gülpen.

Die Geschichte von Maximilian Hubert van Gülpen findet vielleicht noch eine Fortsetzung, wir dürfen gespannt sein!



Die Familie "REINHART - VAN GÜLPEN" 

"HAUS AM HÖLLBERG" IN BENSHEIM-AUERBACH GERETTET

Die mehr als hundert Jahre alte, ehemalige Villa des Leder-Fabrikanten Fritz Reinhart-van Gülpen in Auerbach an der Bergstrasse (Foto) wurde nicht abgerissen, sondern bleibt als Jugendheim erhalten. Hier traten besonders viele Gegensätze zu Tage: Man wollte ein traditionsbeladenes Haus erhalten, es aber nicht unter Denkmalschutz stellen. Man brauchte eine Heimstatt für Jugendliche, aber zeitgemäss war das Haus nicht. Man brauchte eine neue Infrastruktur für die Gegend - aber nicht auf Kosten ehrenamtlicher Einrichtungen. Und dann der Streit der Exekutive mit der Legislative, aller Couleur und auf mehreren Ebenen. Ich hätte 2007 nicht gedacht, daß man sich hier noch einigt. Aber es ist ein kleines Wunder geschehen und wir freuen uns über den Erhalt dieses zeitgeschichtlich wertvollen Denkmals.

Fritz Reinhart (so hieß er bis zur Heirat) war ein Freund und Mäzen des Rudersports in Worms. In den rund 35 Jahren seines Wirkens spendierte er seinen erfolgreichen Ruderern mehrere Boote. Natürlich war er auch eine zeitlang Präsident. Silvester 1897 eröffnete Fritz eine Lokalität "12 Apostel". Hat er gewusst, dass der Maastrichter Theodor van Gulpen einer Stiftung "12 Apostel" vorstand? Aber Scherz beiseite: Fritz hatte seine Villa vor seinem Tod gestiftet.  2009 hatte ich es endlich auch mal fotografiert: Es war inzwischen renoviert. Seit 2011 wird durch eine Bronzetafel am Haus an den edlen Stifter erinnert.

Auch verschenkte er mal ein Schlösschen mit Bibliothek und auch eine Schule in Beerfelden-Gammelsbach, 30km östlich Mannheim. Sie trägt heute seinen Namen.

Für die folgende Geschichte möchte ich etwas weiter ausholen. Auf Fritz Reinhart kommen wir dann gleich zurück! (Foto: Godesberg-Rüngsdorf)

Der Beginn einer grossen Geschichte

Eine meiner ersten jugendlichen Aktionen in Sachen Gülpen-Familie war, dass ich zählte, wieviele lebende Menschen in Würselen wohl diesen Namen tragen würden und kam auf rund 200. Bei der damaligen Bevölkerungszahl - ja, ist schon lange her! - wären das 1 Prozent gewesen - ganz schön viel! Auf die Idee, ins Hauptpostamt am Lindenplatz zu gehen und dort in Telefonbüchern des ganzen Bundesgebietes nach weiteren Gülpens Ausschau zu halten, kam ich noch nicht. Auch da hätte ich fündig werden können!

Inzwischen schaue ich auch schon mal gerne in die Vergangenheit und stelle fest, dass unser Name in früherer Zeit auch ausserhalb Würselens garnicht so selten war. Grosse Mengen an Daten und Notizen über Träger dieses oder ähnlicher Namen habe ich inzwischen zusammengetragen. Alle paar Tage kommen Namen und Texte hinzu. Die Zusammenhänge zu erkennen, ist manchmal nicht einfach!

Blättert man in alten Unterlagen und entdeckt Namensvettern oder Urahnen, wird schnell klar: ein Teil davon hinterliess wertvolle Spuren - und wenn es nur kleine Fragmente sind. Andere hinterliessen manchmal nur Geburts- und Hochzeitsdatum, Kinderanzahl und Sterbedatum. Aber auch diese spärlichen Angaben lassen mancherlei Spekulation zu.

So hatte im 19. Jahrhundert am Niederrhein ein Reinhard Lensing geheiratet und seine Frau schenkte ihm drei Mädchen. Aber die Zeiten waren unerbittlich und ein Stammessohn musste her. Reinhard heiratete ein zweites Mal und seine Anna Theresia van Gülpen erfüllte ihm seinen Wunsch, reichlich. Der Name Lensing-van Gülpen war sozusagen geboren.

Wer in Emmerich nach "van Gülpen" fragt, erntet die Erwiderung: "Womit hat es denn zu tun - mit Probat-Kaffee-röstmaschinen, mit Deutschlands ältester Kaffeerösterei oder vg-Haus-haltsartikeln?" Vielleicht sogar mit der ehemaligen Tabakherstellung Lensing & van Gülpen in Köln-Mülheim? Es sind Qualitätsgaranten am Rhein, einzig die Familiengeschichte erscheint uns Laien etwas kompliziert. Daher hat es auch eine Weile gedauert bis zu diesem kleinen Versuch, mal etwas Ordnung in meine Aufzeichnungen zu bringen. Tradition wird bei Reinhart-van Gülpen sehr gross geschrieben, sogar die Vornamen wie Fritz oder Alex werden gerne weiter vererbt! (Foto: Das historische Gelände von Lensing & van Gülpen in Emmerich). 

Foto: Blick auf das belgische Welkenraedt , dem Geburtsort von C. J. L. van Gülpen

Carl Josef Lambert van Gülpen war 1808 in Welkenraedt geboren, wo sich in der Nähe das belgische Strassendorf Gulpen und die Gulp-Quelle befinden. Er handelte zusammen mit seinem Kompagnon J. H. Lensing mit Rohkaffee und sie gründeten in Emmerich ein Geschäft. Der Sohn Alexius van Gülpen entwickelte eine sehr erfolgreiche Röstmaschine, die fortan in einer Fabrik gebaut und weiterentwickelt wurde. Er, seine Mutter Sophie van Gülpen, ein weiteres Familienmitglied sowie Kaufmann J. H. Lensing und Ingenieur Theodor von Gimborn leiteten das Werk. Um es vorwegzunehmen: Sehr erfolgreich. Die Röstmaschinen haben weltweit kaum Konkurrenz und auch die "kleine und feine" Kaffee-Rösterei von Royal-Coffee ist die älteste Deutschlands. Alles ist noch in Familienhand.

Diese schmucke Residenz hob sich schon damals von den übrigen Rüngsdorfer Häusern ab: Der Hasenhof.

Appropos Familie: Kommerzienrat Alexius van Gülpen zog bereits zehn Jahre nach Firmengründung von Emmerich dorthin, wo man damals zu Zeiten der Rheinromantik wohnen wollte - wenn man es sich leisten konnte: ans Rheinufer gegenüber des Siebengebirges. Nun, das Pendeln mit der neuen Bahnverbindung Amsterdam-Basel mit Halt in Emmerich und Godesberg erleichterte nicht nur das Reisen, sondern auch den Kaffeehandel.

1920 hatten Alexius' Töchter Clara und Carla (klaro, dass man sie ständig verwechselt!) das schöne Haus in herrlicher Lage vom Vater übernommen. Ich glaube, Carla war es von den beiden, die in Worms Fritz Reinhart heiratete. Die Reinharts waren eine alte Wormser Leder-Dynastie. Die Familie Reinhart-van Gülpen war geboren! Zum Hasenhof gehörte ein über Jahre verwilderter Weingarten, der 2015 zur Baustelle wurde. In gewohnter Makler-Manier werden Deutschlands exclusivste Wohnungen gebaut.

So werden gegenüber des Petersbergs die geplanten Luxuswohnungen angeboten.

Dä Rhing erop, dä Rhing eraf, wie wir Kölner sagen, ging es also für Carla Selma, die dann wohl öfter zwischen Bad Godesberg-Rüngsdorf, Worms und Emmerich gependelt sein muss. Ihren Gatten Fritz hatte sie überlebt, zog von Worms nach Rüngsdorf zurück, wo sie jedoch schon bald, 1952, verstarb. In Emmerich konnte es - mit der Namensergänzung "Reinhart" - weitergehen.

Zum Schluss sei hier ausdrücklich gedankt für die Informationen von Dr. Walter Haentjes vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg und die freundliche Hilfe aus diesem Verein VHH sowie auch für die Notizen aus dem Hause van Gülpen.

Der denkmal-geschützte Hasenhof, Residenz einflussreicher Menschen - und eben auch der van Gülpens. 

The Making Of sagt man wohl hierzu:

Im Sommer, zu jenem Zeitpunkt noch ohne Hilfe des VHH, hatte ich einen erfolglosen Forscher-Tag hinter mir und tröstete mich mit einem Bonner Kölsch unter dem Pavillon des Ruderclubs. Zwischendurch hielt ich mit der Kamera mal auf's Siebengebirge (Foto weiter oben). Und der alte Ruderer Fritz Reinhart schien mir von oben zuraunen zu wollen: "Dreh' Dich doch mal um, Du stehst am ehemaligen Grundstück meiner Frau Carla!" Aber ich verstand den Wink nicht und mir wurde erst im Herbst beim Blick in die Godesberger Heimatblätter klar, dass ich dem Ziel bis auf einige Meter nahe gekommen war. Endlich sah ich den "Hasenhof" und fotografierte ihn. Er gehörte in vergangenen Jahren auch zum Bestand der britischen Botschaft.

Noch mal flussabwärts zum Niederrhein

Da wollen wir feststellen, daß es nicht nur in Aachens alter Zeit kirchliche Würdenträgerinnen gegeben hat, sondern auch am Niederrhein. Da wäre die erfolgreiche Abatissin Clara Margaretha von Gülpen zu nennen, die die Zisterzienser-Abtei auf dem Fürstenberg bei Xanten leitete. Ihre Vorgängerin Maria Josephina von Gülpen von Vaudemont starb schon 9 Monate nach der Übernahme ihres Amtes.



Heinrich, Hendrik oder auch Henricus von Gulpen erlebte die Verbrennung von Johannes Hus sowie die Einkerkerung von Papst Johannes XXIII. Sein Landesherr Ludwig III von der Pfalz umgab sich gerne mit einem Kreis von Professoren und kirchlichen Juristen als Berater, Heinrich gehörte dazu. Als Gesandter des Pfalzgrafs und der Universität reiste er zu Beratungen quer durch Europa. Matthias von Gulpen (ebenfalls aus Gulpen und vermutlich Heinrichs Neffe) studierte auch in Heidelberg und war später lange Zeit Dekan in Ansbach. In der Werkstatt Albrecht Dürers entstand 1508 ein Votivbild mit christlichem Inhalt, auf dem auch ein knieender Matthias von Gulpen abgebildet ist. Matthias stiftete das Bild der Kirche und dort in Ansbach hängt es heute noch. Jacobus (Jakob) von Gulpen war zur gleichen Zeit wie sein Bruder Matthias in St. Gumbertus Kanoniker. Dem Zeitgenossen Gerhard von Gülpen senior (siehe dort) werden die Herren von Gulpen sicher auch einmal zwischen Rhein und Hunsrück begegnet sein, auch wenn sie nicht direkt verwandt waren.  Auch der Maastrichter Künstler Guillelmus de Gulpen (siehe dort) tauchte in den Heidelberger Universitätslisten zu jener Zeit (1410) als “Bachelor der Künste” auf. Noch zu Heinrich von Gulpen: Er ist nicht zu verwechseln mit Henrik van Gulpen, dem Limburger Kanzler, der 1516 in Köln wirkte. Ob dieser wohl verwandt war mit Tilman van Gulpen, der in Köln Bücher druckte? Und da gab es noch den Heinrich Frambach von Gülpen, der Probst in Siegburg war und mit 72 Jahren 1715 starb. Er hat den jetzigen Niedergang der glorreichen Abtei auf dem Felsen in Siegburg natürlich noch nicht ahnen können. Der Exbischof Martin zu Gülpen wurde aufgrund einer umstrittenen Veröffentlichung ("Irrtum und Wahrheit") auf Wunsch der preussischen Regierung aus Holland gewiesen und begab sich 1878 nach England. Johann Franz von Gülpen war Dechant am Collegiatsstift von Wetzlar.

GÜLPEN WAR ALSO DER BÖSEWICHT!
Es war Ende der Siebziger Jahre und ich wohnte im Kölner Zentrum. Nach einem ausgiebigen Bummel durch die Stadt mußte zum Schluß noch ein Schlaftrunk sein und da bot sich kurz vor meiner Wohnung das Lederer Stübl an. Ich konnte die Gäste gut verstehen, die in dieser urgemütlichen Kneipe am Wallrafplatz immer wieder ein Kölsch bestellen wollten, aber im Lederer gab es viele Jahre halt nur Lederer Pils. Tja, Benedikt, da staunst Du! Jedefalls tat das der Stimmung unter den oft illustren Gästen aber keinen Abbruch. Ein kölscher Stammgast setzte sich also an jenem Abend zu mir an die Theke. Es schien so, als käme er aus dem WDR herübergestolpert, es sind ja nur zehn Meter. Hätte ich mich Günter Ungeheuer vorgestellt als „Gülpen“, hätte er vermutlich gesagt: „Na, und?“ Aber: Hätte diese Szene einige Jahre später stattgefunden, hätte er sicher das für ihn typische,


abfällige Grinsen aufgesetzt und mich womöglich als Kumpel begrüßt: Er spielte ja oft einen Gauner, so zum Beispiel 1982 in dem Tatortkrimi „So ein Tag“ von Jürgen Roland. Er war dort ein zwielichtiger Nachtklubbesitzer, aber der wahre Bösewicht war "Gülpen", gespielt von Karl-Heinz Merz. Warum der Autor diese Figur "Gülpen" nannte: Keine Ahnung. Gülpen jedenfalls sollte mit einem Kompagnon ein Teppichlager ausräumen. Aber ich, der echte Gülpen im Lederer Stübl, war zu diesem Zeitpunkt kein Gauner und so konnte ich unbehelligt neben Herrn Ungeheuer mein Pils zu Ende trinken! Am 8. Dezember 2008 wurde dieser alte „Tatort“ wiederholt. Bei der Erstausstrahlung 1982 hatte er eine Zuschauerquote von sagenhaften 48 Prozent. Zum Glück ist "Gülpen" seitdem kein Synonym für Gauner geworden! In meinem damaligen Gästebuch behauptete mal einer aus Herford das Gegenteil...

Wallrafplatz mit WDR, hinten das "Lederer" und ein Stück vom Dom. Auf dem obigen Foto mußte ich aus verständlichen Gründen die Szene mit Günter Ungeheuer am Bildschirm nachstellen und im Foto ganz oben: Das Lederer Stübl, das bei Touristen und Kölschen mehr denn je Kultstatus hat. 

NICOLAUS VAN GÜLPEN wird in den Kirchenbüchern “Receptor” genannt. Er ist wohl eine Art Steuereinnehmer für die Adelsfamilie “de Merode” gewesen. Er hat im Schloss von Merode oder in einem dazugehörigen Gebäude gewohnt und ist nach seinem Tod 1772 in der Kirche in D’horn beerdigt worden. Dies gab Albert Esser bekannt. Merode und D'horn sind Orte bei Langerwehe, zwischen Köln und Aachen gelegen. (Foto: ujg/Schloss Merode)

ANFAHRTSWEGE FÜR EIN FAMILIENTREFFEN

Sollte einmal ein Familientreffen womöglich in Gulpen/NL stattfinden, hätten es viele Interessierte nicht allzu weit. Das Hauptverbreitungsgebiet der Gülpen's ist Würselen bei Aachen. Und Drumherum - auch Düren nicht zu vergessen. Die 131 Gulpens, die ich einmal im niederländischen Telefonbuch zählte, leben alle in Südlimburg, vor allem rund um Gulpen. Gleich in der Nähe, in Heerlen, Landgraaf und Schaesberg ist "das Nest" der Gulpers - deren deutsche Pendants die Gülpers sind. In Voerendaal wohnt Discjockey Danny Gulpen... 

Die van Gülpen kämen vom Niederrhein, die wenigen van Gulpen müßten aus Nordholland anreisen. De Gulpen findet man in Belgien und wenige in Frankreich. Etwas weitere Strecken hätten die verstreuten Gülpens von Potsdam bis München vor sich. Vor Beginn des Internets konnte ich damals im Bildschirmtext (Foto oben) schon alle lebenden deutschen Gülpen's erfassen, die Telefon hatten.

Passt gut: Schon 2009 war ein Familientreffen in der Planung!

AACHEN: FRAU VON COELS IST NOCH PRÄSENT

Wenn man bedenkt, daß das damalige Aachener Marienstift als vermögende, ja beherrschende Einrichtung den Herren von Gülpen einige Güter zur Verwaltung übergab und dies von der fleißigen Louise Freiherrin von Coels aufgezeichnet wurde – und andererseits heute in der Eilendorfer Von-Coels-Straße einige Gülpen’s und Gülpers wohnen, dann glaube ich langsam nicht mehr an einen Zufall - obwohl: Eilendorf bei Aachen ist auch eine dieser Gülpen-Familien-Nester!

AACHEN: EINE ZEITLANG REGIERTEN TEXTIL-FÜRSTEN

Das Wespienhaus in der Kleinmarschierstrasse 45 in Aachen war einmal Treffpunkt von Auktionatoren, denn es steckte voller Schätze. Hier wohnte einmal Tuchfabrikant Eduard van Gülpen und beim Finanzamt lesen wir, dass er einmal viertgrösster Steuerzahler Aachens war.

Nicht mehr in der Aachener Nizzaallee Nr. 2 wohnt der damalige Tuchfabrikant und rumänische Vizekonsul Hans van Gülpen. Die Blütezeit der edlen Tuche ist natürlich auch in Aachen vorbei, aber ein renovierter Teil der Gülpen'schen Fabrik ist in der "Soers" noch erhalten. Hans war mit Eduard verwandt.

Erst Tuchfabrik, später ein Mädchenheim: Kloster St. Rafael am Aachener Lousberg.

Nicht direkt mit den edlen Aachener Tuchen hatte David van Gülpen zu tun, der im 19. Jahrhundert einmal den ehrenwerten Gasthof Zum Goldenen Drachen in der Komphausbadstrasse betrieb.

Einen anderen Tuchfabrikanten, C.N.J. van Gülpen (1793-1850) hier nicht zu erwähnen, wäre sträflich. Der Verbandspräsident und spätere Handelsgerichtspräsident war in seiner Branche und darüber hinaus ein respektierter Unternehmer. 

Cruijtz van Gulpen stammte aus Gulpen und handelte in Aachen mit Tuchen.

Wegen religiöser Differenzen entstand im Dreiländerort Vaals bei Aachen ein Unterzentrum der Tuchhersteller. Dort gaben nicht die van Gülpens den Ton an, sondern die de Clermonts. Auf einem ihrer dortigen Schlösser prangt ihr protziger Wahlspruch: "Ich hoffe auf Neid". Ob dies funktioniert hat, ist nicht überliefert!

Familiäre Verbindungen existierten jedoch zwischen den Gülpen's und den Aachener Textilfabrikanten Leo, Thedor und Georg Nellessen. Foto: Das Haus Kaisersruh der Familie von Fisenne, in dem der Kaiser tatsächlich einmal ruhte, zerfiel in den letzten Jahrzehnten immer mehr: Immer wieder gab es Anläufe, das Haus wieder aufzubauen, aber nun war es soweit: das Gebäude ist saniert bzw. wiederaufgebaut und die Firmen sind eingezogen.

Die zwei im nahen Wald gelegenen Weiher ernten immer wieder Begeisterung unter den Wanderern.  Von Onkel Alfred Nellessen, einem zeitweiligen Besitzer des Schlosses, hat mein Vater leider nicht viel erzählt.

 

Foto: Auf einem Kreisverkehr der Nieuwstraat/Neustrasse in KERKRADE hat man als Erinnerung ein Stück der berühmten Grenzmauer aufgestellt. Befugte durften sie damals zwischen den beiden Strassen überwinden, Unbefugte nicht!

Die Stimme aus der Gruft

Die Stadt mit den meisten Gülpen-Einwohnern, Würselen, beherbergt bereits seit 100 Jahren in der Kaiserstraße Nummer 11 eine Gaststätte. In alter Zeit hieß der Kneipier Winand Gülpen. Seine Witwe führte die Gaststätte dann weiter. Früher hieß sie "Bistro K11" - nun hat sie wieder einen neuen Namen: Klimbim. Die Hausfassade ist immer saisonal "verziert": mal mit Nikoläusen, mal mit Monstern. Und der Eingang führt gleich in die Gruft. Aber Vorsicht: Erst mal auf die Liste am Eingang schauen: Vielleicht hat man Hausverbot! Im Jahr 1906 war mit einer anderen Gaststätte auf der Bardenberger Strasse leider Schluss: Heinrich Gülpen und Josefa Meessen waren die Inhaber.  (Foto aktuell: Weihnachten 2015)

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Die Niederländer und ihre Familienforschung!

Die genealogische Forschung auf der Spurensuche nach den eigenen Ahnen setzte in Deutschland eigentlich mit dem Erfolg des Internets so richtig ein, während die Familienforschung in den Niederlanden schon seit langem blüht. So sah ich Ende der 80er Jahre im westerwäldischen Dillenburg zahlreiche Niederländer, wie sie in Abstammungsbüchern nach Oranje-Verwandten suchten. Foto: Turm in Dillenburg, der die Archiv-Unterlagen birgt. 1947 gab es in den Niederlanden eine Volkszählung, nach der über 99 Prozent der Gulpen und van Gulpen in Südlimburg wohnen. Wenn man sich die Parochiebücher anschaut, starben in den Niederlanden in einem begrenzten Zeitraum 46 Gulpen's, wovon fast alle, nämlich 45 in Zuidlimburg beerdigt wurden. Man ist also auch in NL sehr ortstreu. Der limburgische Reichsarchivar M.K.J.Smeets hat Unterlagen zur Familie Gulpen im Archiv verwahrt.

AMERICA - GULPEN

Da hatte ich vor einiger Zeit behauptet, der Doppelname wäre doch recht neu, aber ihn gibt es seit etwa 100 Jahren. Um 1910 herum heirateten Hubert Leonard Gulpen (*1887) und Engelina America (*1890) und bildeten diese Namens-Kombination America-Gulpen, die bis heute Bestand hat. Die Familie America war vor allem im 19. Jahrhundert in der Gegend um Gulpen, Valkenburg, Wijlre und Hoensbroek ansässig. Auch in unseren Tagen erhielt ich "America"-Mails aus Valkenburg. Urvater der obigen Gulpen-Reihe ist übrigens "mein Freund" Gerhard Gülpen, der von  Würselen nach Heerlen/NL zog. Der 17fache Vater also, in dessen Familie sich der Name von Gülpen über Gulpen zu Gulpers veränderte! Ach, übrigens: America ist ein 2000-Seelen-Ort im Limburger Land.

Der Vater von Gerardus (*1729) war Johannes Josephus Gülpen, die Mutter Joanna Kelleter.

Aber auch in der Familie von Pieter Jozef Gulpen aus Heerlen ging es mit den Namen "drunter und drüber": Pieters Frau hieß seit der Heirat Gulpers, genau wie später viele ihrer Kinder. Außer zwei Söhnen: Die blieben beim Namen des Vaters, Gulpen!

Ein Joseph Gülpen, 1887 im deutschen Grenzort Kohlscheid geboren, wechselte auch wie manch anderer im Laufe seines Lebens hinüber in die Niederlande und hiess fortan Jozef Gulpen!

Als "Schuldige" an den Namensveränderungen haben die Genealogen jetzt immer öfter die damaligen Standes-Beamten ausgemacht. Man hatte zu jener Zeit keine amtlichen Papiere vorgelegt und die Standesbeamten trugen die Namen nach Gehör in die Bücher ein. Aber auch die sich im Dreiländereck verändernde Sprache trug vieles zu den Namenswechseln bei. Und das seit vielen Jahrhunderten. Wir Gülpens haben da noch Glück, wenn ich z.B. an die ebenfalls alte Familie De La Haye denke. Deren Name hat sich wirklich sehr oft verändert!

Die "Gulpers" bilden auch heute noch eine große "Kolonie" rund um Heerlen. Übrigens haben die Mundart-Dichterin Marijke Ozek-Gulpers (kleines Foto oben) und ich hierüber einen schönen Dialog geführt und ich denke, auch Gulp'sche Gemeinsamkeiten entdeckt.

Foto: Bücher mit Zeichnungen von Philippe van Gulpen.

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"Den Kampf um Dein Recht kannst und sollst Du selbst, freilich unter Einsetzung Deiner ganzen Persönlichkeit auskämpfen, und wenn Du dabei, was sehr wahrscheinlich, wenn nicht gar gewiss ist, auch gänzlich unterliegen solltest, so ist Dein Untergang, Deine auch gewisse Vernichtung, noch immer ehrenvoller, als der schönste Sieg, welchen nicht Du selbst, sondern Richter und Advocaten für Dich erstritten haben".

Verfasser: Romanschriftsteller Guillelmus van Gulpen. Dieser Name taucht im folgenden Stammbaum noch einmal auf.

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Weiter westlich vom Ort Gulpen sind wir jetzt bei der berühmten Familie angelangt, die von Maastricht aus wirkte: van Gulpen. (Foto: Das Wappen).

                                        Joannes van Gulpen, *1612,
                                        "Marres"-Bierbrauer,
                                        oo Mechteld Toms

Gisbertus van Gulpen,                                                  Guillaume van Gulpen, *1644
* 1640, oo Judith Joppen                                              Kaufmann, oo Mechteld Pastoors

Joannes van Gulpen, *1686                                           Guillaume van Gulpen, *1686,
oo Agnes Musch                                                            oo Gertrudis Rocx

Theodoor Balt. van Gulpen       Petrus Ger.van Gulpen            Johannes van Gulpen
*1723, oo Isabella Fabers        *1722, Textilkaufmann             *1724, oo Petronella Kicken
                                                  oo Anna Sophia Touns            oo Petronella Kicken

Guilielmus v.Gulpen     Gertrudis v.Gulpen     Anna Cath.v.Gulpen     Jac.G.v.Gulpen    *1764, oo:                     *1748, oo:                   *1758, oo:                    *1748, oo:
Cath.E.Hartung-Hes      F.Lamb.Franquinet     Lamb.Jos.Dumoulin     Anna Cat.Vossen

Philippe G.J.v.        Guill. Henri        Jean Lambert        Lambert J.G.       Jean Gerard van Gulpen,*1792         Franquinet         Franquinet             Dumoulin             Gulpen, *1786 Zeichner,Arzt         *1784,Künstler    *1788, Apoth.       *1793, Apoth.       Arzt

Im Maastrichter "Museum an de Vrijthof" führen Persönlichkeiten der Geschichte aus ihren Bilderrahmen heraus quasi einen Dialog miteinander. Philippe van Gulpen auf dem "sprechenden" Gemälde" wird dargestellt von Schauspieler Walther Odekerke (Foto).

Die Maastrichter van Gulpen's haben u.a. den Bierbrauer Joannis van Gulpen (1612-1691) als Stammvater und zählten Mediziner, Künstler und Verleger zur Nachkommenschaft. Der Zweig dieser Familie ist ruhmvoll in die Geschichte eingegangen. Hervorheben möchte ich ihn natürlich, den "Wundarzt" Philippe van Gulpen (1792-1862), der uns tausende von Zeichnungen hinterlassen hat. Aufgrund seiner Zeichnungen konnte man jetzt nach 300 Jahren ein Haus restaurieren!


Philippe entwarf auch eine Grabplatte (Foto oben) für seine verstorbenen Verwandten Guillelmus van Gulpen und seiner Frau Mechtildis Pastoors nebst ihres frühverstorbenen Sohnes Gerardus van Gulpen. Die Grabplatte der Kaufleute habe ich im Kreuzgang der Maastrichter Kirche (Foto unten) abgelichtet. Weil im Laufe der Zeit viele Menschen über die prächtigen Platten laufen, muss nun die Schrift nachbearbeitet werden. Die Grabplatte befindet sich auf dem Foto vorne.

Weitere wichtige Maastrichter van Gulpens waren der Drucker Johannes van Gulpen (1748) und auch W. van Gulpen, der im 16. Jahrhundert als Kannoniek/Kapellaan in dieser berühmten Maastrichter Kirche "Onze Lieve Vrouw" wirkte. Und rund 300 Jahre später würde sich erneut ein van Gulpen in das Kirchenbuch eintragen...

In einem Bischofsbuch in der Schatzkammer von O.L.V. fand ich also unter der Jahreszahl 1826 noch einen Rev. D. Guill. Franz Xaver van Gulpen (Foto rechts).

Ihn muss man erwähnen: Dr. Jean Theodor van Gulpen. Der bekannte Notar (1757-1826) war u.a. Maaskurier-Chefredakteur. Auch stand er einer "Stiftung 12Apostel" vor. 

Zum Schluss zeige ich Ihnen noch ein Foto des "Museums an de Vrijthof", wo ich auch einige Infos zur Familie van Gulpen erhielt.

 
     
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