In der Römerzeit trug die südlimburgische Stadt Gulpen noch einen alten Namen. Dort in Galopia mussten die Flüsse Gulp und Geul überquert werden. Damals hätte man gesagt: In Galopia werden die Flüsse Gulja und Ulpia überquert. Gulja setzt sich aus "Gul" - germanisch für "enges Flusstal" und dem regionalen Hydronym "ja" zusammen. Auch sieht man deutlich, daß das Wort Galopia in alter Zeit aus den beiden Flussnamen gebildet wurde. Aber wenn wir noch etwas weiter zurückgehen? Die Kelten hatten sehr viele Götter und Göttinnen. Ein Teilvolk der Kelten, die im Land zwischen Maas, Rhein und Niederrhein lebten, waren die Eburonen. Zwar gab es sie auch im heutigen Köln, aber man erwartet bei zukünftigen Forschungen das Zentrum bei Tongeren. Nur wenige Namen der Götter sind aus der Zeit vor der christlichen Zeitrechnung erhalten. Die Eburonen verehrten zum Beispiel auch Quellen und Flüsse. Überliefert ist tatsächlich der Name der Göttin Galopia!
Ansonsten ist der Name Gulpen auch die verkürzte Form von "Gulpheim" und dies bedeutet: Platz am Gulp-Bach. Hier und da in Europa findet man zweisprachige Ortsschilder - aus meist naheliegenden Gründen, wie im mehrsprachigen Belgien zum Beispiel. Aber beim Nachbarn, dem südlimburgischen Hügelland, liegt der Fall etwas anders. Gulpen ist niederländisch, aber was ist jetzt Gullepe? Die Antwort: Man hat vor einiger Zeit die Ortsnamen um den Dialektnamen ergänzt.
In Gulpen gab es schon vor den Römern eine Ansiedlung. Gulpen gehört damit zu den ältesten Orten weit und breit!
(Foto: Ingber Gracht-Weg in Gulpen)
Aus der Römerstrasse in Gulpen machte man viel später, 1825, eine befestigte Landstraße nach Maastricht. Heute ist nach Anlage der Schnellstraße aus der Römerstraße eine normale innerörtliche Wohnstraße geworden, sie heißt Ingber-Gracht-Weg. Die Gulpener Kreuzung der Römerstrassen Köln - Maastricht - Heerlen - Lüttich erlangte damals immer größere Bedeutung. (Foto: Der Wegweiser steht immer noch an der Römerstrasse).
Das Zentrum von Gulpen
Die Römerzeit
Die nördlichste Provinz des römischen Kaiserreichs war Germania Inferior. Deren Hauptstadt war Köln (Colonia Agrippina). Von Köln verlief die Römerstraße über die heutigen Länder Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich und über den Seeweg nach England. Genauer: von Köln über Jülich, Heerlen, Gulpen, Maastricht, Tongeren, Bavay, Cambrai, Arras, Therouanne, Boulogne-sur-Mer und über den Kanal. In Gulpen war die Abzweigung nach Bologne.
Bei Jülich (Juliacum) konnte die Rur überquert werden, die Wurm bei Rimburg (römische Niederlassung). Dann nach Heerlen (Coriovallum). Coriovallum bedeutet Festung bzw. Schanze. (Aus Vallum entstand das englische Wort Wall = Mauer.) Eine Abzweigung bestand von Heerlen nach Aachen (Aqua Granum). An diesem Punkt in Heerlen, Ecke Coriovallumstraat / Radhuisplein steht heute eine Granitsäule. 1940 entdeckte ein Bauer mitten in Heerlen beim Umpflügen Reste einer Römischen Therme, inzwischen steht hier ein Museum. (Foto: Die Geul bei Wijlre).
Zurück zur römischen Zeit: Die Hügellandschaft Südlimburgs zwischen Aachen und Maastricht war eine beliebte Wohngegend. Die Archäologen haben inzwischen mehrere hundert Villen lokalisiert, luxuriöse Landhäuser mit Bädern und Fußbodenheizung. Erbaut waren sie aus Mergelstein. Dachpfannen kannte man hier auch. Umgeben waren die Villen mit Äckern, Weiden und Obstwiesen. Man hielt Pferde, Gänse, Schweine und Schafe. In der Umgebung gab es Werkstätten (fabricii) und dort wohnten die Untergebenen. Aus vielen Villen sind die heutigen Orte entstanden. (Foto: Gepflegtes Gulpener Bier erhält man z.B. im Maastrichter "Komphuijske").
Maastricht nannte sich früher Traiectum ad Mosam, das bedeutet Übergang über die Maas. An diesem strategisch wichtigen Punkt lagerte eine Garnison. Nachdem die Maas die Ardennen umgangen hatte, war sie hier zum Durchqueren flach genug. Später, entweder im ersten oder vierten Jahrhundert, bauten die Römer eine Steinbrücke (Foto oben), für die sie auch Teile von Grabsteinen benutzten. Maastricht war zu Römerzeiten ansonsten nur ein kleines Dorf, erhielt im vierten Jahrhundert eine Festung (Castellum) an der heutigen Stokstraat. Wie man weiß, setzten die nachrückenden Germanen den Römern immer mehr zu. Wachttürme (burgi) mussten gebaut werden.
Foto unten: Im Brunnen spiegeln sich zwei, drei Kirchen, darunter auch St. Servatius, rechts.
In dem Castellum wirkte Servatius. In Armenien geboren, war der weitgereiste Mann 40 Jahre Bischof in Tongeren gewesen, als er im Jahr 380 n.Chr. nach Maastricht berufen wurde. Dort starb er bereits am 13. Mai 384. Begraben ist er unter der heutigen Servatiuskirche (unten), an der Servatiusbrücke. Die Brücke wurde 1280 gebaut und tut heute noch ihren Dienst. Oft wird Servatius mit einem Himmelsschlüssel abgebildet, der ihm angeblich von Petrus persönlich in Rom übergeben worden sein soll. Aber mit dem Datum hätte man da ein Problem.
Die Leute aus Holset bei Vaals, haben Servatius einige Male Kopfzerbrechen bereitet: Er mußte mehrere Reisen dorthin unternehmen, weil die Holseter den heidnischen Gott „Bel“ verehrten. Irgendwann waren die Holseter dann auch bekehrt.
Hinter Maastricht verlief eine weitere Römerstraße nach Nijmegen (Municipium Batavorum), an deren Verlauf inzwischen einige römische Anlagen gefunden wurden. Die Römerstraße von Heerlen nach Xanten (Colonia Ulpia Traiana) führte über Tüddern (Teudurum) und Melick (Mederiacum). Nicht zu vergessen die Straße von Heerlen über Aachen nach Trier (Augusta Treverorum). In Belgien entspricht der Verlauf vieler heutiger Autostraßen den damaligen Römerwegen.
D a s M i t t e l a l t e r
Auf dieser Seite machen wir einen grossen Sprung zwischen Römern und der heutigen Zeit. Gerade aber das Mittelalter war die Blütezeit unserer Namens-Vorfahren. Diese Zeit ist auf den anderen Seiten abgehandelt! Was dort aber nicht erwähnt wurde, ist zum Beispiel der wichtige Aspekt, dass sich in Gulpen zur Zeit der Ritter-von-Gulpen-Ära insgesamt drei mal grosse Truppen-Verbände gegenüberstanden. Die vielen Landesherren hatten ihren Besitz zu verteidigen und trachteten nach Erweiterung ihres Einflusses. Wundert es da, wenn wenige Kilometer von Gulpen entfernt immer noch ein Dreiländereck besteht? Bei den frühen Truppenaufmärschen gab es damals kein Blutvergiessen, aber kurz danach traf man in Köln-Worringen aufeinander: Bei der wohl größten Schlacht des Mittelalters suchte man eine Lösung des Limburger Erbstreits.
G U L P E N heute
Wo in Gulpen am Rijksweg der Ingber Gracht-Weg endet, beginnt auf der anderen Seite der Molenweg. Dort geht es nicht nur zum Kasteel Neubourg und zum Gulperberg, sondern auch zur Pfannkuchen-Mühle (Foto). Das riesige Schöpfrad - das größte seiner Art in den Niederlanden - wird vom Wasser der Gulp kräftig angetrieben. Zu empfehlen sind die Pfannkuchen, deren Mehl hier gemahlen wird. "Grünen Strom" produziert die Mühle auch! 1712 wurde sie erbaut. Viele Mühlen Südlimburgs wurden bereits im Mittelalter errichtet.
Mit meinem Käfer fuhr ich damals schon gerne nach Gulpen. So habe ich vierzig Jahre die Entwicklung Gulpens miterlebt. Heute "muß" man vor lauter Attraktionen einen ganzen Urlaub hier verbringen.
Über das bekannte und berühmte Gulpener Pils braucht man nicht viele Worte zu verlieren! Foto: Bier-Transporter mit Gulpener-Werbung.
Mal davon abgesehen, daß in verschiedenen Stammbäumen der Familienname "Gülpisch" auftaucht: Ich persönlich habe meine eigene Definition, was so richtig „gülpisch“ ist. Gut geht’s mir, wenn ich mit dem Auto nach Gulpen fahre und in der Imbiss-Stube 't Hart van Gulpen (Foto) die Spezialität Zuurflees genieße. Das ist nichts anderes als sehr leckerer Sauerbraten-Gulasch, der mit dicker Sauce über genauso dicke Pommes frites gegessen wird (übernächstes Foto).
Foto: Gulpenerberg. 2010 wurde der Gulpener Hausberg entbuscht. Auf dem geologisch interessanten Hügel soll wieder ein artenreicher Kalkmagerrasen entstehen. Der Verein Plantago hatte dies übernommen.Übrigens: Die Hauptstraße in Gulpen, der Rijksweg, ist die reinste Advokaten-Straße!
Wenn zu einem Gulpener Pils die Einheimischen in ihrem breiten Dialekt schwatzen, fühle ich mich richtig zuhause!
GAAREKIEKERS Wie schon gesagt, lag Galopia ja zur Römerzeit, aber auch danach an einer wichtigen Kreuzung, auch für den Postverkehr. Hier war schon damals was los! Die Einwohner, also die Gulpenaars, standen gerne unten in der „Gaare“, in der Tür nämlich und schauten sich das Treiben neugierig an. Das war so auffällig und typisch für sie, sodass sie als Gaarekiekers verspottet wurden. Selbstironisch wie die Gulpener sind, ist das Wort heute noch aktuell: ein Café(Foto) heißt so und auch ein Karnevalsverein.
Auf dem Schild wird man zur Karnevalszeit im "Reich der Gaarekiekere" begrüßt. Auf einigen meiner Fotos schwimmen in Gulp und Geul ein paar Luftballons. Das ist im Gulleper Karneval ganz normal!